Die Sprache der Objekte

 

 

Persönliche Erfahrungen

 

Als Marianne eines Tages auf dem Friedhof spazierte, beobachtete sie die Grabsteine und sagte sich: „Das sind zwar schöne Formen, aber es ist tote Materie“.

Da empfing sie wie eine Antwort, ein Vibrieren eines der Steine: „Heute, vielleicht ja. Ich wurde in meinem Wachstum verhindert, herausgerissen.“

Ihr wurde klar: Materie ist eigentlich nicht tot. Sie ist immerzu Veränderungen unterworfen und interagiert mit dem Umfeld.

Der Stein fuhr fort: „Ich wurde herausgerissen aus meinem Zusammenhang. Jetzt kann ich nicht mehr wachsen.“

Er hatte nicht das Gefühl, aus seiner Entwicklung oder aus seiner Bestimmung gerissen worden zu sein, sondern aus dem Zusammenhang.

Der Stein wird nämlich weiter erodieren, Sandkörner bilden, und diese wiederum werden in einen natürlichen Umlauf gelangen.

 

 

Monate später erhielt Marianne ein altes, aber fahrtüchtiges Damenvelo aus einem Entsorgungshof geschenkt. Sie fuhr damit oft in die Stadt und stellte es jeweils bei Herrenvelos ab, damit es ’richtige Gesellschaft‘ habe.

Eines Tages vernahm sie auf der Heimfahrt ein Klopfen, als würde jemand anklopfen. Mit der Zeit merkte sie: Es war ihr Velo, das anklopfte. Und ein inneres Bild stieg in ihr von unter ihr auf. Sie sah eine riesige Felge. Metall, blitzsauber, in der Sonne glänzend.

Erst wusste sie nicht recht, was sie mit diesem Bild anfangen sollte, doch als sie auf ihr Fahrrad schaute, spürte sie, dass es ihr etwas damit mitteilen wollte. Aber ihr Fahrrad hatte doch gar keine solche Felgen?

 Sie spürte, wie es ihr mitteilte: „Mich interessieren diese Herrenvelos nicht besonders. Aber die Felgen, schau sie Dir an!“

Ja klar, das Velo hatte doch einige Stunden an einer Durchgangsstrasse gestanden, die von Lastwagen frequentiert wird! Sie fand es spannend, dass ihr Rad derartig von Lastwagenfelgen beeindruckt war. Eine Art Partnerschaft mit einem Herrenvelo interessierte es aber nicht. Schliesslich haben Gegenstände ja kein Geschlecht.

Aber da waren andere Objekte, die mochte es sehr. So teilte es ihr etwa auf einem Veloparkplatz  mit: „Hast Du das gesehen? Hast du die Bremsen des Fahrrads neben mir gesehen? So cool!“ Oder: „Hast du diese Schaltung dort drüben gesehen? Und diese Kette, diese Nabe?“

 

Einmal lag ein halb zerlegtes Fahrrad am Strassenrand. Mariannes Velo sagte voller Mitgefühl: „Oje, siehst Du das? Das Arme, es wird nicht mehr geliebt“.

 

Einige Tage nach der ersten Mitteilung erklärte Marianne ihrem Fahrrad, dass sie sich wieder zu einem Ort begeben würden, den sie vor ein paar Wochen schon besucht hatten.

 Das Velo antwortete: „Ah ja, das ist doch dort, wo es so und so aussieht.“

 Sie sah ein inneres Bild einer Gehwegkante und eines Stücks Trottoir. Aber sie hatte keine Ahnung, ob es dort wirklich so aussehen würde.

 Auf der Fahrt zeigte sich, dass das Bild, vom Rad des Velos aus gesehen, tatsächlich stimmte: Da waren die Biegung der Strasse und des Gehwegs, und die Kante und das Trottoir.

 

Und so begann sie, mit ihrem Fahrrad zu kommunizieren. Sie teilte ihm mit, wohin sie fahren wollte, und sandte ein inneres Bild zum Velo, so, wie sie das Ziel in Erinnerung hatte, und das Rad bestätigte, ergänzte oder fragte manchmal: „Das sieht dann dort aber so und so aus, gell?“, aus seinem Blickwinkel betrachtet.

Und auf der Strecke erkannte Marianne dann jeweils: Das Fahrrad lag mit seinen Beschreibungen richtig.

 

So verstand Marianne mehr und mehr, dass Materie lebendig und sehr kommunikativ ist. Wenn man denn bereit ist, zuzuhören. Sie stellte fest, dass Materie auf die Schwingungen und die Bilder reagiert, welche sie aus der Herzgegend sandte.

 

Also begann sie, zu Hause herumzuschauen, mit wem sie geistig kommunizieren könnte. Der Wasserkocher bot sich an. Er brauchte aber etwas länger, um in Gang zu kommen. Von ihm spürte sie eine dumpfe, schwere Energie. Es war so, als ob er nicht richtig begriff, was sie wollte.

Sie fragte ihn also, wie’s im gehe. Er antwortete: „Was meinst du damit? Was heisst das?“

Sie präzisierte: „Ja, ist das denn ein guter Beruf, Wasserkocher sein?“

Er begriff nicht: „Was meinst du damit, ein Beruf?“ 

Sie versuchte, sich zu erklären: „Also, machst Du das denn gerne, Wasser kochen?“

Er antwortete: „Ja, ehh…, ich bin ein Wasserkocher?!…“

Auf ihre weitere Frage, ob das denn lustig, schön sei, sagte er: „Was meinst Du denn? Ich bin einfach so, ich bin ein Wasserkocher.“

 

Sie erkannte, dass sie ihren Standpunkt ändern musste. Die meisten Objekte haben ja keine Wahl. Sie sind, was sie sind, zu 100%. Und sie tun, wozu sie erschaffen wurden. Mit Alternativen befassen sie sich nicht.

 

Marianne merkte bald, dass die Objekte eine positive Haltung ausstrahlen. Sie sind wohl gestimmt und schätzen es, wenn man das Lebendige in ihnen wahrnimmt. Sie stellt auch fest, dass Dinge, die sie zerreisst oder entsorgt, kein Problem haben damit. Für sie ist eine Veränderung ihres Zustands völlig in Ordnung. Schliesslich ist die unaufhörliche Transformation eine der Grundeigenschaften von Materie. Materie verschwindet nicht, sich transformiert sich.

 

Mit der Schutzwand bei einer Baustelle kam keine Kommunikation zustande. Sie wurde zur Abschirmung hingestellt und wurde als solche von den Passanten wahrgenommen. Also schirmte sie sich ab und kommunizierte nicht.  

 

Anders ist es beim Grüncontainer im Garten. Der findet seine Aufgabe wichtig. Es sei das Richtige, Grünzeug und Essensreste aufzunehmen und danach auf die Strasse gestellt zu werden, um von der Entsorgungsequipe geleert zu werden. Das ist Gesang und Glück und das ist nützlich und lustig.

 

 

Marianne erinnert sich an einen Koffer, den sie hatte. Der war sehr stolz: „Ich bin ein Schulkoffer, wow!“

 Sie liess ihn ab und zu über Nacht in der Schule stehen, weil sie ihn am nächsten Morgen brauchte und alles schon dabei hatte. Als sie ihn eines Tages fragte, ob ihn dies störe, in der Schule zu ‘übernachten‘, antwortete er: „Was, hier? Im Saal des Wissens?“ Es freute ihn riesig, von Wissen durchflutet zu werden. Er identifizierte sich vollständig mit dem Wissen dieser Schule.

 Zuletzt war er alt und defekt, und seine Räder rollten nicht mehr. So musste sie sich von ihm trennen. Er war schon ein bisschen betrübt, aber er wusste, so ist es halt. Und er selber mochte eigentlich auch nicht mehr.

Marianne ersetzte ihn durch einen Samsonitekoffer.

 Dieser Koffer begegnete Marianne mit Misstrauen. Sie fragte ihn, ob er den kein Interesse an Kommunikation habe. Er antwortete: „Wie bitte? Was meinst du damit, Interesse an Kommunikation? Wenn du unbedingt willst, können wir uns schon austauschen.“

 

Als sie ihm einmal empfahl, seine Räder zu schonen und vorsichtiger die Treppenstufen zu bewältigen, statt hinunter zu poltern, antwortete er nur: „Also, das entscheide ich, wie ich die Stufen bewältige.“

 

Er war halt nicht als Schulkoffer konzipiert worden. Deshalb interessierten ihn die täglichen Gänge an die Schule nicht. Er war ein Reisekoffer. Zugfahrten, ja, die mochte er sehr.

 

 

Inzwischen hatte sich Mariannes Fahrrad zu einem lohnenden Geschäft für den Velomechaniker entwickelt.

Am Ende einer längeren Tagestour, gerade am Bahnhof  Bern angekommen, sprang die Kette aus dem Kranz. Das Rad sagte: „Ich kann nicht mehr.“ Da merkte Marianne, das es sich pflichtbewusst zusammengenommen hatte und erst in Bern aufgegeben hatte.

Nach der fälligen grösseren Reparatur fragte Marianne, ob die Prozedur geschmerzt habe. Das Velo ging gar nicht auf die Frage ein, da war keine Erinnerung mehr vorhanden, dass etwas falsch gewesen war und sagte voller Stolz: „Schau mal, sieh’, wie das glänzt! Die neue Nabe, der Kranz und die Kette!. Ich fühle mich super gut, so chic.“

 

Doch schliesslich musste sie sich von ihrem Rad trennen. Am Ende einer längeren Tour sprang die Kette aus dem Kranz, und es sagte: „Du, ich kann nicht mehr.“ Es tat ihm leid, dies mitteilen zu müssen, und sie konnten die Tour nur mit viel Mühe zu Ende fahren.

So brachte sie es zu Veloafrika, behielt aber den Sattel.

Und sie kaufte sich ein neues Fahrrad. Das war aber nicht interessiert an Kommunikation. Es war auch nicht interessiert daran, die Umgebung kennen zu lernen. Es war wie ein junges Fohlen.

 

 

Die Kommunikation mit den Objekten verläuft sehr direkt. Es gibt eigentlich keine Diskussionen. Es kommen höchstens Rückfragen. Auf die Frage nach Schmerz würde beispielsweise ein Gegenstand fragen: „Was ist das?“

 

Als sich Marianne einmal mühevoll einen Hang hinauf kämpfte, sagte sie zu ihrem Fahrrad: „Puuh, das war jetzt wirklich recht mühsam.“

Das Fahrrad antwortete: „Du bist halt einfach zu fett!“

Darob war Marianne sehr erstaunt und meinte: „wie bitte?“

 Da merkte sie, wie das Velo ’kicherte’, wenn man dem denn Kichern sagen kann.

 

 

Dieter erlebt die Kommunikation mit den Bäumen ähnlich wie Marianne mit den Objekten.

Auf Fragen kommt jeweils eine Art Botschaft zurück, wie ein Wissen, eine Erkenntnis.

 

Einmal versuchte sich Dieter gegenüber der Botschaft eines Baumes zu rechtfertigen, sich herauszureden. Er sass am Stamm und wollte vom Baum die Antwort vernehmen, die er hören wollte, war nicht wirklich offen für die Botschaft des Baumes. Der Baum gab dann auf und sagte „Ok, wie Du meinst. Dann hör’ halt nicht zu. Du bist wahrscheinlich einfach nicht bereit. Auch egal.“

Dieter stand auf, hatte die eigentliche Botschaft des Baums schon halbwegs verdrängt und wollte gehen. Da stolperte er über die Wurzeln des Baumes. Der Baum gab ihm mit: „Denk‘ an das, was ich Dir gesagt habe. Begreif‘s, oder stolpere durchs Leben“. Für den Baum war es aber dann auch kein Problem, dass Dieter nicht zuhören wollte oder konnte. Er ist ja der Baum, und Dieter ist halt ein Mensch. Das war Dieters Problem, nicht jenes des Baums.

 

Bäume wissen viel mehr als Menschen. Sie sind älter und geniessen mittels der Pilzgeflechte, die sie mit anderen Pflanzen und Bäumen verbindet, einen riesigen Kommunikationsfluss untereinander.

Für Bäume ist es dennoch interessant, mit Menschen zu kommunizieren. Die Menschen sehen die Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Für Bäume ist es interessant, die Gefühle der Menschen mitzubekommen. Wenn sich ein Mensch öffnet, kann sich der Baum in den Menschen hineinversetzen und so Erfahrungen aufnehmen, zu welchen ein Baum sonst keinen Zugang hätte.

 

 

Als Diana eine Schwarzkiefer vor ihrem Haus fällen wollte, sagte ihr eine Nachbarin, man sollte den Baum besser nicht fällen. Es wohne im übrigen ein Faun im Baum, und das könne zu Unannehmlichkeiten führen. Die Kettensäge gab den Geist auf beim Versuch, und es brauchte zwei Tage, den Baum zu fällen. Für Diana war klar, der Baum wollte nicht weg.

Sie empfängt auch Wellen von Emotionen, wenn sie eine Fläche roden muss.

 

Dieter beobachtet jeweils auch die starke Abwehrhaltung der dichten Efeuhecke, wenn er sie zurückschneiden muss. Sie sondert jeweils eine Art Staub ab, der die Augen und vor Allem die Atemwege stark reizt. Erst wenn Dieter dem Efeu erklärt, dass sie nur zurechtgestutzt wird und er verspricht, einige der Beeren nicht zu schneiden, beruhigt er sich jeweils.

 

Ein kleiner Naturpark in Waren an der Müritz, Mecklenburg-Vorpommern, ist nur mit Bus und Fahrrad zugänglich. Die Stimmung in diesem natur belassenen Wald ist völlig anders als in einem Wald in Berns Umgebung.

Als Marianne dort war, empfing sie ein richtiges Glücksgefühl, Lebensfreude, ein Frohlocken.

Auch andere weniger sensitive Begleiter  der Gruppe  nahmen diese Stimmung wahr und drückten es aus.

 

 

Pflanzen kommunizieren untereinander. Steine senden unterschiedliche Arten von Strahlung aus. Es ist also durchaus denkbar, dass auch andere Objekte eine Strahlkraft besitzen und kommunizieren.

 

Adrian beobachtet, dass Möbel aus Massivholz, möglichst alt, mit einer Lebensgeschichte, ein intensiveres Wesen, eine stärkere Ausstrahlung haben als neue Möbel aus Kunststoff. 

Bei Wohnungen könnte es ähnlich sein. Wenn die Teile der Einrichtung nicht zusammen passt, dann bleiben sie stumm, stumpf.

 

Diana hat ein ambivalentes Verhältnis zu alten Gebäuden. Für sie ist der Ort, wo ein Haus steht, wichtiger als sein Alter.

Sie nimmt an, dass eine negative Energie, die von einem Gebäude aus gehen kann, eher von den Leuten stammt, welche dort gelebt haben. Nebst dem Gebäude kann aber die Stelle, wo das Objekt steht, auch Energien gespeichert haben.

Wenn ein Haus auf einem Schlachtfeld oder ehemaligen Friedhof gebaut wurde, kann dies Auswirkungen auf die Stimmung des Hauses haben.

 

Marianne hat in Schweden folgendes beobachtet:

Als Kind besuchte sie oft ihre Grosseltern. Sie schlief dann jeweils im Wohnzimmer, welches eigentlich für Gäste reserviert war, die zum festlichen Essen eingeladen waren.

Marianne erklärte dann ihren Grosseltern, sie könne aber in diesem Raum nicht schlafen, da sei jemand gestorben. Ihre Mutter wehrte ab, es gebe keine andere Möglichkeit. Schliesslich durfte Marianne dann aber doch in Grossmutters kleinem, mit Art-Deco-Möbeln schön eingerichteten Feinzimmer übernachten.

Später fand man unterhalb des Fussbodens das Skelett eines Opferkalbes.

 

Als Diana in ihr Haus einzog, vernahm sie monatelang ein unangenehmes Klopfen, und sie fühlte sich beobachtet.

Schliesslich stellte Diana das klopfende Wesen zur Rede und erklärte ihm, dass dieses Verhalten nicht angehe, dass sie jetzt im Haus wohne. Wenn das Wesen etwas zu sagen habe oder ihr etwas zeigen wolle, solle es dies tun, ansonsten solle es das Haus verlassen.

Am nächsten Tag stand eine Frau vor dem Haus und beobachtete es. Sie erklärte, sie habe früher hier gewohnt. Und sie erzählte Diana daraufhin die ganze, teilweise etwas unglückliche Geschichte der Bewohner. Am Schluss erklärte die Frau, sie sei froh, Diana kennen gelernt zu haben. Sie wisse das Haus nun in guten Händen und könne endlich loslassen.

Eine Woche später kam auch der Ex-Ehemann der Frau kurz vorbei und stellte sich Diana als ehemaliger Besitzer vor. Von da an war das Klopfen nicht mehr zu hören.

 

Die Materie eines Hauses speichert die Energie von dem, was in seinen vier Wänden passiert. Das kann unabhängig sein von der Energie, die an und für sich vom Ort ausgeht.

Ist die Energie im Haus sehr stark, kann sie allerdings dort verbleiben, auch dann, wenn das Haus abgerissen wird.

Es ist denkbar, dass es bei diesen starken, negativen Energien um unerledigte Themen bei Menschen handelt, wie beim Beispiel von Dianas Haus.

 

Eine Kollegin von Marianne hatte das Problem, dass sie im Yogazimmer ihrer Wohnung eine fremde Präsenz wahrnahm. Sie forderte diese Präsenz mehrmals erfolglos auf zu gehen. Schliesslich bat sie Marianne um Unterstützung. Marianne merkte sofort, dass sich hier in der Tat jemand aufhielt. Sie ging auf diese Energie zu und merkte, wie sie von ihr angeknurrt wurde. Marianne fragte die Energie, wieso sie da sei. Sie antwortete: „Ja, Ich wohne hier! Ich bin hier zu Hause!“ Marianne erwiderte: „Ja, aber du lebst doch nicht mehr!“ Das Wesen knurrte, und Marianne riet ihm, loszulassen, neu geboren zu werden und dann, wenn es Geld habe, dieses Haus zu kaufen. Darauf hin verschwand das Wesen.

 

Marianne erinnert sich an die Geschichte einer Australierin, welche genug hatte davon, dass andauernd schwarze nackte Männer durch ihr Schlafzimmer wanderten. Es stellte sich dann heraus, dass das Haus auf einem Traumpfad gebaut worden war, obwohl die Aborigines gegen das Bauvorhaben protestiert hatten.

 

Diana kennt eine Stelle im Wald nahe ihres Hauses, wo sie immer fror und eine starke Trauer sie befiel. Sie beschloss dann eines Tages, dort zu bleiben und sich auf die Stelle zu konzentrieren.

Das erste, was sie dann sah, war ein Rubinring, Sie wusste dann, dass dies ein Weg der Inquisitoren auf dem Weg in die Stadt gewesen war.

Kürzlich sei dort eine Wasserleitung saniert und genau an dieser Stelle ein Schacht gebaut worden. Diese starken Emotionen seien dadurch ausgeschwemmt worden. Das Gefühl sei nun weg.

 

Es können also nicht nur Gebäude solche Schwingungen speichern, auch Plätze in der Natur vermögen dies.

 

 

Die Frage ist dann, wovor genau sich viele Leute bei Geistererscheinungen oder ähnlichen Wahrnehmungen fürchten.

Diana sagt, es sei wahrscheinlich eine durch Literatur und Film gezüchtete Angst. Sie selber hält die Erscheinungen nicht für gruselig oder Angst einflössend.

Marianne erkennt hier auch einen negativen Einfluss der Kirche oder anderer religiöser Strömungen, die keinerlei Konkurrenz dulden.

 

 

 

Fazit

 

Offenbar ist es einfacher, mit bestimmten Objekten zu kommunizieren als mit anderen. Möglicherweise hängt das mit dem Alter und der Erfahrung eines Gegenstands zusammen. Wahrscheinlich hat auch ein Einfluss, ob schon viele Menschen mit ihm kommuniziert haben oder nicht. Im erweiterten Sinn könnte es mit der Art und Weise zusammenhängen, wie etwas hergestellt wurde. Wenn dies mit Hingabe und Handwerk geschah, ist ein Gegenstand vielleicht eher kommunikativ als ein lieblos maschinell hergestellter. Es könnte auch sein, dass das Material, aus dem er gemacht ist, eine Rolle spielt. Wird ein Objekt aus toter Materie, aus künstlich gebauten Molekülen hergestellt, ist es vielleicht weniger fähig, sich mitzuteilen.

Denkbar wäre auch, dass Gegenstände nicht mit allen Leuten gleich grosse Lust verspüren zu kommunizieren.

 

 

Hängt also die ‘Seele‘ eines Objekts vom Alter, vom Material oder von der Art der Herstellung ab?

 

Ältere Gegenstände sind in der Regel mit mehr Hingabe gefertigt worden als Neue. Bereits das baut wie eine Aura in ihnen auf. Die Beziehung des Besitzers zu ihm spielt zusätzlich eine Rolle. Wenn man etwas kauft mit der Einstellung: „Das werde ich jetzt ein Leben lang besitzen“, ist das etwas anderes, als wenn etwas gedankenlos und nur für kurze Dauer angeschafft wird.

 

Adrian erwähnt als Beispiel einen Schrank, den er vom Hausbesitzer erhalten hat. Der Schrank war ein Hochzeitsgeschenk an den Urgrossvater des Hausbesitzers. Der Schreiner, der ihn 1881 fabriziert hat, machte dies mit viel Liebe, Hingabe und Energie.

 

Bei Geschenken ist es ja auch so, dass mit viel Liebe gemachte Dinge mehr Freude bereiten als etwas Teures, aber liebloses. Liebevolle gemachte Geschenke behält man auch länger.

 

Dieter erzählt von einem Brüstungsgeländer an den Treppenhausfenstern eines fünfstöckigen Gebäudes, das als Einzelanfertigung erstellt werden musste, angepasst an die individuelle Fensterform jedes Stockwerkes. Es musste darauf geachtet werden, dass die Form der eisernen Brüstungskonstruktionen denkmalpflegerisch dem Bild der Fenster nachempfunden war.

Das Resultat  dieser Arbeit voller Hingabe war eine ästhetische Konstruktion mit einer starken, für alle spürbaren Strahlkraft.

 

Gemäss Diana deutet dies darauf hin, dass die „Seele“ durch die Art der Herstellung in ein Objekt gelangt.

 

 

Zuerst stellt sich allerdings die Frage, ob Materie per se beseelt ist, oder ob Objekte eine „Aura“ durch die Menschen erhalten, in dem sie beachtet und liebevoll gepflegt werden. Diana meint, Steine hätten eine Seele, und man könne ihre Aura wie vergrössern.

 

Für Marianne gibt es nichts Seelenloses. Alles ’ist’, alles ist Energie, auch ein ’seelenloses’, modernes Gebäude.

 

Dieter fragt sich, ob es wirklich die Materie ist, welche kommuniziert, oder ob es unser Unterbewusstsein ist, das sich via Materie mitteilt.

 

Marianne hält dies für sehr gut möglich. Allerdings hat ihr Fahrrad von Dingen erzählt, die es gesehen hatte, als sie nicht bei ihm war.

Oft war ihr zuerst nicht klar, was ihr das Rad nun zeigte. Es dauerte jeweils etwas, bis sie das Bild einordnen konnte, weil das Fahrrad oft nur einen Teil eines Objektes, einen Ausschnitt eines Blickwinkels vermittelte, beispielsweise einen Teil eines Einkaufswagens oder eines anderen Fahrrads.

Für Marianne ist klar: Es war die Absicht des Fahrrads, ihr beizubringen, in Kontakt mit der Ganzheit der Materie zu kommen.

 

Dass zumindest gewisse Gegenstände Energie ausstrahlen, ist bekannt und teilweise auch messbar. Bei kostbaren Steinen ist es offensichtlich. Elektronische Geräte reagieren mitunter, obwohl sie gar nicht an Strom angeschlossen sind. Ob immer Kriechstrom dafür verantwortlich ist, bleibt offen.

 

In einer Welt voller Moleküle ist klar, dass alles mit allem reagiert. Diese Interaktion könnte durchaus als Kommunikation verstanden oder wahrgenommen werden. Es kommt dann auf den Empfänger an, ob er etwas mit der Kommunikation anfangen kann oder nicht. Und es ist natürlich auch denkbar, dass der Empfänger die Signale falsch deutet.

 

Die Antenne zur Wahrnehmung dieser Eindrücke braucht es aber so oder so, eine Resonanz zum Energiefeld, das fliesst.

 

Adrian hält es für möglich, dass die Gegenstände all’ die Information speichern, und eine Person mit der benötigten Sensibilität sie dann zu gegebener Zeit abzurufen vermag.

 

Für Marianne gibt es aber aus Sicht der Objekte kein gestern und heute. Man könne also nicht von einem Speicher sprechen. Allerdings hat sie selber in Schweden in einem Gebäude das teilweise sehr laute Rumpeln von vermeintlichen Webstühlen vernommen, welche vor Jahrzehnten an diesem Ort in Betrieb gewesen waren. Es stellte sich später heraus, dass dort vorher eine Fabrik mit grossen, lärmigen Maschinen gestanden hatte. Der Ort nahm die alten Geräusche mit ins neue Haus.  

 

Für sie gibt es aber kein gestern und morgen, es gibt nur das Jetzt. Und das Jetzt beinhaltet alles. Deshalb ist er ihr in der Gegenwart möglich, sogenannt Vergangenes abzurufen.

 

Marianne hat ein Modell ausgearbeitet, das auf Schwingungen basiert. Es betrachtet die verschiedenen Leben einer Person nicht linear, sondern als Existenzen auf verschiedenen Schwingungsebenen. Die Leben wären dann wie übereinander gelagert, wären gleichzeitig und doch nicht gleichzeitig. In irgend einer Form würden aber die Schwingungen der verschiedenen Ebenen auf den anderen Ebenen auch wahrgenommen werden können. 

Ein altes Gebäude beispielsweise würde demnach alle diese Schwingungen in sich tragen, und man könnte sie mit einem geeigneten Empfänger wahrnehmen.

Dabei fragt es sich, ob im Prinzip alles gleichzeitig oder parallel geschieht, und ob die Schwingungen der zukünftigen Ereignisse auch bereits jetzt vorhanden sind und empfangen werden können.

 

 

Objekte nehmen die Ereignisse so, wie sie kommen. Sie können sie nicht beeinflussen und sind völlig offen und unvoreingenommen. Demgegenüber hadert der Mensch viel zu oft mit der Entwicklung und den äusseren Umständen, und begegnet neuen Situationen viel zu wenig offen und aufnahmefähig. Meist tut der Mensch sich schwer mit dem Älterwerden und mit dem Loslassen. Zudem läuft viel zu viel über den Verstand, statt dass man das Leben mit dem Herz annimmt. Wir kategorisieren die Geschehnisse nach „gut“ und „schlecht“ und es fällt uns schwer, sie per se zu akzeptieren und sie einfach aktiv oder bewusst zu erleben.

 

Die Tiere sind dem Menschen in dieser Beziehung einen Schritt voraus.

 Dieter erinnert sich an ein früheres Leben als Wolf. Dabei beeindruckte ihn das direkte Erleben als Tier besonders. Tiere leben unmittelbar.

 Am Morgen aufwachen: „Aha, jetzt bin ich wach.“

 Hungergefühl: jetzt essen suchen. - Bedürfnis: befriedigen.

 Lebensbedrohliche Situation: Versuchen, dem Tod zu entrinnen.

 Der Tod wird zur Kenntnis genommen, und im nächsten Augenblick erlebt sich das Tier wiedergeboren als Wolfswelpe. Bereit, ein neues Leben anzunehmen.

 Alles wird unmittelbar erlebt, ohne zu hinterfragen akzeptiert, und als natürlich empfunden.

 

In diesem Sinne ist das menschliche Hinterfragen von Ereignissen eigentlich ein Ballast, eher eine Belastung.

 

Es ist denkbar, dass das Erleben für Materie noch eine Stufe unmittelbarer und direkter ist als für Tiere. Das Unmittelbare, das unvoreingenommene Annehmen hat in diesem Sinne grosse Vorteile, kann eine Stärke sein.

 

Für Materie spielt die Zeitachse überhaupt keine Rolle. Es geht ihr nur darum, zu beobachten, zu erleben und anzunehmen. Das ist etwas, das die Menschen wieder erlernen müssen.

 

 

 

 

Café ésotérique vom 5. April 2019

 

Marianne Bäckström

Mit Beiträgen von Diana Anderegg, Adrian Hügi, Dieter Bolliger